Poesietherapie:

Die Biblio- und Poesietherapie ist ein eigenständiges therapeutisches Verfahren der Psychologie und Medizin, deren medizinische Wirksamkeit vielfach untersucht wurde.

Insbesondere die Eigenschaft, dass Sprache unter bestimmten Voraussetzungen unser Unbewusstes zum Ausdruck bringen könnte, legt den Gedanken nah, dass man diese Form der Therapie mit Sprache gerade bei solchen Erkrankungen zum Einsatz bringt, die eben die Wurzeln im Unbewussten haben können, zum Beispiel viele der so genannten psychosomatischen Erkrankungen.

Wie in den Schriften Platons steht, lehrte dieser einen jungen Mann, der an Kopfweh leidet, dass man seine Sorgfalt auf das Ganze richten müsste, weil bei dessen Übelbefinden sich unmöglich irgend ein Teil wohlbefinden könne. Körper und Psyche bilden laut Sokrates somit eine Einheit. Wenn es der Psyche schlecht geht, wird sich das auch körperlich ausdrücken.

Wenn es also gelingt, die Psyche bewusst in den Heilungsprozess einzubinden die körpereigenen Ressourcen zu aktivieren, wird sich das auch unmittelbar positiv auf die körperliche Verfassung bzw. den -soweit möglichen- Gesundungsprozess auswirken.

Insbesondere bei der Poesietherapie können Zusammenhänge gefunden werden, wo sprachliche Ausdrücke im Zusammenhang von Fühlen und körperlichem Befinden genutzt werden.

Insgesamt können diese Verfahren Prozesse initiieren, die den Patienten bei der Salutogenese unterstützen. Diese Therapieform ist auf die produktive Nutzung der Sprache, also die Produktion von Texten in verschiedenen Kontexten und ihre Auswertung ausgerichtet.

Die Poesie erzeugt Schwingungen, die irgendwo in unserem Körper ihre Wirkung tun, unser Herz erwärmen, Trost spenden, ein Fenster zum Durchatmen öffnen, unser Blut in Bewegung bringen, ohne dass wir immer genau wissen warum. Gedichte können Erinnerungen wachrufen, auch ohne dass nach einem konkreten Erlebnis nachgefragt wird, weil sie den Raum für Assoziationen geben, die so unterschiedlich sind, wie der Mensch selbst.